Swissman 2015: Sonne, Regen, Schnee, Wind und einfach nur XTREME
Der Swissman gilt mit seinen über 5000HM über die volle Ironmandistanz sowieso schon als eines
der härtesten Rennen der Welt, doch am Samstag dem 20.06.2015 war es nochmals eine ganz
andere Geschichte…
Bei meinem 2. Start beim Swissman ging ich nach meinem Vorjahressieg sicher als Favorit an den
Start. Durch meine aktuelle Lebenssituation mit 2 Kindern und allerhand weiteren Projekten fühlte
ich mich aber bei weitem nicht so. Schon mein Trainingstagebuch zeigt einfach ca. 1/3 weniger
Umfänge als in 2014. Trotzdem freute ich mich auf das Rennen und ging hochmotiviert an den Start.
Das Schwimmen über die 3,8km von den Brissago Inseln nach Asona war etwas langsam, zumindest
waren die Zeiten bei allen Teilnehmern deutlich langsamer als letztes Jahr. Ich fühlte mich aber gut
und kam trotzdem weit vorne mit aus dem Wasser, auch wenn die Uhr schon über 1 Stunde zeigte.
War es ungünstige Strömung oder schlechte Orientierung, wollten die Athleten nicht aus dem 20°C
warmen Wasser, weil sie wussten was noch kommt? Keine Ahnung, aber der Rückstand zur Spitze
war überschaubar und so übernahm ich auf dem Rennrad schon bald die Führung. Bei noch gutem
Wetter ging es dem Gotthardpass entgegen. Am Anstieg zum Gotthard auf der Tremola gab ich die
Führung an Rafael Wyss wieder ab; wir waren im Regen angekommen und es wurde sogar bergauf
schon kalt. Auf der Abfahrt war ich aber wieder vorne, weil das Ankleiden auf der Passhöhe bei mir
schneller klappte. 2°C und leichter Schneeregen… was für ein Traumwetter. Die Abfahrt ging
trotzdem rasant und bald folgte der Anstieg auf den 2436m hohen Furkapass. Dort war es noch
etwas kälter und deutlich windiger. Wenigstens blieb der Schnee nicht auf der Straße liegen. Immer
noch in Führung folgte nach der Abfahrt vom Furka nach Gletsch der Anstieg auf den Grimselpass. Es
war immer noch kalt und windig, aber schon von unten war zu sehen, dass es da oben am
Grimselpass nochmals etwas ungemütlicher wurde. Rafael holte wieder etwas zu mir auf und nach
nochmaligem Umziehen auf der Passhöhe, 139km waren geschafft, folgte die schlimmste Abfahrt
meines Lebens: Schneegraupel, Starkregen und heftige Windböen. Ich hatte echt Sorgen das heil
hinter mich zu kriegen, hielt meinen Lenker fest, versuchte mit klammen Fingern dosiert zu bremsen
und fuhr zusammen mit Rafael ab. Geschafft, unten… Gemeinsam mit ihm ging es dann Richtung der
letzten Wechselzone zum Laufen, wobei ich Rafael auf den letzten Kilometern wegfahren lassen
musste. Ich war nur froh, dass das Radfahren mit seinen knackigen 180km vorbei war. Komplett leer
und durchgefroren legte ich nach einer Zwangspause dann mit dem Laufen los. Es ging, aber nicht
mehr wirklich schnell. Zwischenzeitlich verlor ich auf den Erstplatzierten einiges an Zeit, die ich dann
aber im finalen Anstieg gemeinsam mit meinem Supporter Simon wieder gut machen konnte und so
finishte ich mein absolut härtestes Rennen nach 12h und 43min als Zweitplatzierter mit 6 Minuten
Rückstand auf der Kleinen Scheidegg über Grindelwald, meine Uhr zeigte 43km Laufen... Das war ein
Höllenritt quer durch die wunderschönen Schweizer Berge, die sich tapfer hinter Wolken und
Niederschlag in allen Varianten versteckten. Ich bin froh es geschafft zu haben und hab meinem
Supportteam zu danken, die mich ständig pushten und mir reichlich trockene und warme Kleidung
zur Verfügung stellten! Jeder der ca. 220 Swissman Finisher kann stolz darauf sein nicht aufgegeben
zu haben! Der Swissman 2015 hat den Namen XTREME TRIATHLON wirklich verdient. An dieser Stelle
herzliche Gratulation an Rafael! Du wolltest es und Du hast es gemacht, super Leistung! Jetzt kann
für mich der Norseman kommen!
Ride on folks!